Quartalsbericht Nr. 2/24: Die aktuelle Entwicklung der Finanzmärkte
Das erste Halbjahr hat globalen Aktienanlegern viel Freude bereitet. Die weithin bekannten Indizes der MSCI World und FTSE All World Familien verzeichnen zur Jahresmitte allesamt Renditen von etwa 15 %. Damit liegen sie in etwa doppelt so hoch wie die langfristig erwarteten Risikoprämien für Aktien, die sich bei großen Firmen in etwa bei 7 – 9 % p. a. bewegen.
Nvidia bestimmt die Märkte
Die gute Entwicklung der Indizes für Aktien großer Firmen ist nicht zuletzt auf das sehr gute Abschneiden der Magnificent 7 (Alphabet, Apple, Amazon, Meta, Microsoft, Nvidia, Tesla) bzw. speziell auf die Kursexplosion von Nvidia zurückzuführen. Diese Aktie hat nennenswert zur Entwicklung des MSCI World, des FTSE All World, des MSCI World Quality Factor, des Nasdaq 100 und auch des S&P 500 Indexes beigetragen. Die Kursentwicklung bei Nvidia war so stark, dass sich an der Entwicklung einzelner Aktienbausteine fast direkt ablesen lässt, ob Nvidia in ihnen enthalten war oder nicht. Eine dermaßen extreme Situation konnte man in den letzten 30 Jahren an den Finanzmärkten nur sehr selten erleben; eigentlich nur Ende der 90er Jahre, der sogenannten Internetblase.
Europa, Japan und China enttäuschen im zweiten Quartal
Europa, Japan und China konnten im zweiten Quartal leider nicht an die Erfolge des ersten Quartals anknüpfen. Dies lag in der Regel an hausgemachten Problemen:
– Europa sah im Anschluss an die enttäuschenden Europawahlen und die Ankündigung von Neuwahlen in Frankreich starke Kursrückgänge. Im ersten Quartal hatte Europa sogar noch mit Amerika mithalten können. Leider sind diese Kursgewinne jetzt wieder stark abgeschmolzen.
– In Japan scheint sich die Erkenntnis durchzusetzen, dass die Volkswirtschaft bei weitem nicht so dynamisch ist, dass es hier einen fundamentalen Wandel geben könnte. Außerdem sind japanische Aktien nicht mehr sehr billig und es gibt die Sorge, dass der Wechselkurs des Yen sich extrem nach oben oder unten entwickeln könnte, was die Kalkulierung von Firmengewinnen und fairen Bewertungen erschwert.
– Die positive Kursentwicklung in Hong Kong und China im ersten Quartal war offensichtlich nichts als ein Strohfeuer, da die Kursverluste im zweiten Quartal wieder einsetzten. Dies bestärkt uns darin, diesem Markt einfach den Rücken zu kehren.
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Aktienfaktoren unterscheiden sich stark
Der sogenannte Qualitäts- wie auch der Momentum-Faktor hatten ein sehr gutes erstes Halbjahr. Im Gegensatz dazu entwickelten sich der sogenannte Wert (Value-) Faktor, bzw. auch der Dividendenfaktor unterdurchschnittlich. Gleiches gilt für den Größen (Size-) Faktor, denn Aktien kleiner Firmen hatten ein vergleichsweise schlechtes erstes Halbjahr, auch wenn sie geringe Kursgewinne aufweisen.
Anleihen entwickeln sich weiterhin unterschiedlich
Die amerikanische Wirtschaft hat sich bis zur Jahresmitte nach wie vor sehr dynamisch gezeigt und die relevanten Kerninflationsraten entwickeln sich nur sehr zögerlich zurück. Damit verfestigte sich die Meinung, dass die U.S. Notenbank die Zinsen in 2024 erst später und weniger stark senken würde, als man das zum Jahresbeginn noch vermutet hatte. So notieren die Zinsen für 1 und 2 jährige amerikanische Staatsanleihen immer noch in der Nähe von 5 % p. a. Die Zinsen für langlaufende Staatsanleihen haben sich auch wieder etwas erhöht (aktuell etwa 4,2 – 4,5 % p. a. gegenüber 3,75 – 4 % p. a. zur Jahreswende), was mit Kursverlusten einherging.
Eine gute Wirtschaftslage hilft allerdings den Firmengewinnen, weshalb Unternehmensanleihen sich im ersten Halbjahr besser halten konnten. Da Firmenanleihen in der Regel eine kürzere Laufzeit (und Duration) haben als Staatsanleihen, leiden sie weniger unter Zinsänderungen.
Die Anleihen von Entwicklungsländern profitierten wiederum vom generell niedrigeren Zinsniveau im Vergleich zum Vorjahr. Anfang 2023 hatten die Zinsanhebungen in Amerika zu starken Verwerfungen und sehr hohen Risikoprämien bei den Anleihenmärkten der Entwicklungsländer geführt. Bei Zinsen von teilweise mehr als 10 % verloren viele Länder den Zugang zu den Kapitalmärkten. Dies hat sich mittlerweile stark verbessert, was an steigenden Kursen und sinkenden Anleihenzinsen dieser Länder erkennbar ist.
Vorsicht bei Gold
Globale Rohstoffe hatten ebenfalls ein sehr gutes erstes Halbjahr, was sicher mit der Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft zusammenhängt. Gold konnte auch sehr gut abschneiden und wird nach wie vor stark von der Nachfrage in China und anderen Staaten unterstützt, die sich weniger in amerikanischen Staatsanleihen engagieren wollen. Dieser Trend sollte so lange anhalten, wie sich die politische Großwetterlage zwischen China, Russland und der westlichen Welt nicht markant verbessert. Nichtsdestotrotz erscheint Gold derzeit etwas überhitzt und überteuert. Insgesamt bleiben Rohstoffinvestments allenfalls Ergänzungsinvestments, die ein Anleger, der Qualitätsaktien mit Qualitätsanleihen sinnvoll verknüpft, durchaus ignorieren kann.
Ausblick auf das verbleibende Jahr
Mit dem dritten Quartal befinden sich Anleger in der volatilsten Phase des Börsenjahres. Daher empfiehlt es sich ein wenig innezuhalten und zu prüfen, inwieweit die aktuellen Portfoliostände die finanziellen Ziele reflektieren oder ob es Anpassungsbedarf gibt. Speziell dann, wenn das eigene Portfolio vor allem aus Bausteinen besteht, welche die Magnificent 7 erheblich übergewichten. Die Bewertungen dieser Aktien sind wirklich sehr hoch und es erfordert vermutlich ein paar wirklich gute Geschäftsjahre, um diese Bewertungen wieder günstiger erscheinen zu lassen.
Abseits der Magnificent 7 sind sowohl globale Aktien als auch globale Anleihen normal oder sogar attraktiv bewertet. Vor allem Anleihen sehen nach einer Dekade der Nullzinsen im Vergleich zu Aktien durchaus interessant aus.
Neben den Bewertungen der Märkte gilt es auch festzustellen, dass die amerikanischen Inflationsraten mittlerweile so weit zurückgekommen sind, dass die FED vermutlich bereits im September an eine erste Zinssenkung denken kann, also bereits vor der amerikanischen Wahl im November. Die Aktien kleiner Firmen waren auch im ersten Halbjahr 2024 eher eine Enttäuschung, allerdings gibt es seit Bekanntgabe guter amerikanischer Inflationszahlen eine Rotation aus den Magnificent 7 in amerikanische Small Caps – im Russel 2000, dem S&P 400 und dem S&P 600 Index abgebildet. Aufgrund ihrer günstigen Bewertungen und der Spekulation auf fallende Zinsen könnte es hier auch einmal eine Art Kurssprung geben. Auf lange Sicht haben Aktien kleiner Firmen häufig die Nase vorn, auch wenn dies oft mit starken Kursschwankungen einhergeht und im vergangenen Jahrzehnt nicht der Fall war.
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Antonia Franke
Schon während ihres Studiums „International Business and Management“ sammelte Antonia erste Erfahrungen im Bereich Geldanlage und Investieren. Dabei stieß sie auf das Problem der Fülle an unzulänglichen und teilweise lückenhaften Informationen. Gerade deshalb liegt es Antonia am Herzen, auch schwierige Investmentthemen umfassend zu diskutieren und leicht verständlich zu vermitteln. Ihr Motto: „Nur wer versteht, kann erfolgreich sein.“
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